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Gustav Landauer

" Die Trommel passt sich zornig an."

Vortrag: Dr.Siegbert Wolf über Gustav Landauers demokrstische Utopie

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Veranstalter: Alevitisches Bildungswerk "Șah İbrahim Veli" e.V.

Das gute Miteinander in einer pluralen Gesellschaft ist nicht einfach gegeben. Jede Generation muss die dafür nötige Gesprächskultur wieder aufs Neue definieren und pflegen, damit Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus keinen Aufwind bekommen. Die Erstürmung des Kapitols Anfang 2021 zeigte anschaulich, wie fragil selbst eine gestandene Demokratie wie jene der USA ist. Im Rahmen von «1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland» wurde mit einem Vortrag und einer Sprach- und Musikperformance dem jüdischen Schriftsteller, Theoretiker und Aktivisten Gustav Landauer gedacht. Landauer entstammte einer jüdisch-liberalen Familie in Karlsruhe und war von der Idee beseelt, dass mit der Einführung von Basisdemokratie und einer Selbstorganisation der Bevölkerung in Genossenschaften eine friedliche und gerechte Gesellschaft geschaffen werden kann.

 

In seinem Hauptwerk «Skepsis und Mystik» baute Landauer seine Theorie auf der Sprachkritik seines in Überlingen lebenden Freundes Fritz Mauthner auf. Mauthner war es auch, der den jüdisch-säkularen Denker auf den christlichen Mystiker Meister Eckhart aufmerksam machte. Eckharts Theologie bildete neben der Sprachkritik die zweite Grundlage von Landauers Utopie. Obwohl Landauer die politische Revolution ablehnte und sich für eine kontinuierliche «soziale Revolution» aussprach, beteiligte er sich 1918 als Minister für Kultur und Bildung an der Münchner Räterepublik. Seiner radikal-demokratischen Überzeugung entsprechend sollten alle Entscheide basisdemokratisch legitimiert werden. Dieses kühne Projekt endete tragisch mit einem Sturz durch die Kommunisten und schließlich der Ermordung Landauers durch ein rechtsextremes Freikorps. Die Geschichte von Gustav Landauer zeigt, wie sich ein jüdischer Intellektueller im Nachgang der Aufklärung und der Französischen Revolution für ein demokratisches Deutschland einsetzte und an der harten Realität scheiterte. Seine geistigen Anleihen in Mauthners Sprachkritik und Eckharts Mystik zeigen, wie in seinem Denken Herkunft und Religion keine ausgrenzenden Merkmale sind, sondern sich zu einem neuen Ganzen verbinden.

 

Mit dieser Veranstaltung verbinden sich Judentum (Landauer), Christentum (Eckhart) und Alevitische Gemeinschaft (Veranstalter). Mit dem Bauen solcher Brücken kann ein Gegenakzent zu latenter Ausländerfeindlichkeit, Gewalt gegen Minderheiten und gegen Antisemitismus gesetzt werden.

 

«Die Trommel passt sich zornig an» aufgeführt. Das Bühnenstück von Oliver Augst (D) und Reto Friedmann (CH) für Sprecher (Jaap Achterberg) und Trommler (Jörg Fischer) setzt Landauers «Skepsis und Mystik» musikalisch und lyrisch um. Diese Form der Umsetzung ermöglicht ein Eintauchen in die Gedanken- und Gefühlswelt von Gustav Landauer.

 

Kooperationspartner: Jüdische Gemeinde Konstanz e.V.

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